China soll erstes Mondsonden-Foto von Nasa geklaut haben

Der Vorwurf ist fast schon aberwitzig - und hält sich doch wacker: Das erste Foto der chinesischen Mondsonde "Chang'e 1" soll in Wahrheit von der US-Weltraumbehörde Nasa stammen. Nun sieht sich Peking gezwungen, auf die Gerüchte zu reagieren.

"Es gibt absolut keine Fälschung", sagte Ouyang Ziyuan, Chefwissenschaftler des chinesischen Mondprogramms der Zeitung "Beijing News". Dass das von China vorgestellte Foto verblüffend einer zwei Jahre alten US-Aufnahme ähnelt, hat für ihn einen einfachen Grund: "Weil China und die USA ihre Fotos in derselben Region aufgenommen haben, ist es ganz natürlich, dass sie auch ähnlich aussehen." Chinesische Internetsurfer hatten sich zuvor über die Ähnlichkeit gewundert.

NASA; REUTERS/ CNSA
US-Bild (links) und chinesische Aufnahme (rechts) im Vergleich: "Weil China und die USA ihre Fotos in derselben Region aufgenommen haben, ist es ganz natürlich, dass sie auch ähnlich aussehen."
Doch das geschulte Auge, so der Wissenschaftler, würde bei näherer Betrachtung doch Unterschiede bemerken: An einer bestimmten Stelle des chinesischen Mondbildes gebe es zwei Krater; auf der US-Aufnahme sei nur eine Einschlagstelle zu sehen. "Vielleicht liegt das daran, dass die Auflösung des US-Fotos nicht hoch genug war. Vielleicht ist der Krater aber auch durch einen Asteroiden entstanden, der den Mond zwischen 2005 und 2007 getroffen hat." Ziyuan sagte, er verstehe die Zweifel der Internet-Nutzer. Die chinesischen Raumfahrtfans hätten einfach ein großes Interesse daran, dass die Mission problemlos verläuft - und wollten deswegen nicht, dass es Probleme gibt und sich das Foto als Fälschung herausstellt.

Tatsächlich wäre der Nachweis einer Foto-Fälschung das größtmögliche PR-Desaster für das ambitionierte chinesische Raumfahrtprogramm. Stolz hatte Regierungschef Wen Jiabao erst vor wenigen Tagen im Pekinger Kontrollzentrum das erste große Foto von "Chang'e 1" vorgestellt (mehr...). In einer kleinen Zeremonie hatte er einen roten Seidenvorhang vor der vergrößerten und gerahmten Aufnahme weggezogen und von der Erfüllung des 100-jährigen Traumes der Chinesen zum Mond zu fliegen gesprochen. Das Bild zeigt eine kraterbedeckte Hochlandfläche auf dem Mond im Bereich zwischen 54 und 70 Grad südlicher Breite sowie 57 und 83 Grad östlicher Länge. Die Aufnahme war nach chinesischen Angaben aus 19 Einzelbildern der Sonde zusammengesetzt worden, die mit Stereokameras und Röntgenspektrometern ausgestattet ist.

Um alle Zweifel am chinesischen Bildmaterial auszuräumen, kündigte Ziyuan ein für Pekings Verhältnisse ungewöhnliches Transparenzprogramm an. Jeder interessierte Chinese könne sich anmelden, um Zugriff auf die Daten der Sonde zu erhalten - egal ob Wissenschaftler oder Hobby-Astronom. Schließlich sei die Sonde aus Steuergeldern bezahlt worden. Deswegen hätten die Bürger auch ein Anrecht auf die Bilder.

Auf die 2,35 Tonnen schwere Sonde "Chang'e 1" sollen in den kommenden zehn Jahren weitere chinesische Mondmissionen folgen. In fünf Jahren ist die Landung eines Mondfahrzeuges und 2017 der Transport von Gesteinsproben zur Erde vorgesehen.

chs/Reuters